Spammer jetzt beim Arbeitsamt aber genau so unverschämt | 14.08.2004

Jeder kennt doch diese Kleinanzeigen aus der Lokalen Zeitung:

1 000,-- bis 3 000,-- EUR nebenberuflich. Geht nicht - gibt´s nicht. Keine Nahrung, keine Aloe Vera, keine Versicherung. Tel. 05 31 / 2 14 58 72

Für jeden !!! Wollen Sie wissen, wie man schnell und garantiert bis zu 1 Million Euro verdienen kann? Voraussetzung: Deutsch, Internet. Rufen Sie an: 01 77 / 5 38 35 62

Natürlich ruft man da nicht einmal an weil man eh schon weiß dass das im Endeffekt nur Betrug ist und man nichts daran verdient.

Auf der Arbeitsagentur Seite

Ich gehe manchmal auf die Seite des Arbeitsamtes um mich dort umzuschauen ob es da nicht Leute gibt die Aufträge für einen Webdesigner haben. Die meisten Jobangebote sind da nicht unbedingt in meinem Bereich sondern eher in München, Berlin und Hamburg was ja alles zu weit weg von mir ist. Aber es gibt mittlerweile auch sehr viele Angebote mit der Bezeichnung »Webdesigner/-in | Diverse Standorte«. Einen solchen habe ich mir näher angeschaut:

Stellenbeschreibung

Wir suchen mehrere Software - Entwickler und Designer neben-oder hauptberuflich m/w alle Nationalitaeten, mit Sprachkenntnisse in Ungarisch, Griechisch, Französisch, Portugiesisch, Slowakisch, Slowenisch, Holländisch, Norwegisch, Tschechisch, Dänisch, Finnisch, Polnisch, Kroatisch, Bosnisch, Serbisch, Türkisch, Thailändisch, Chinesisch oder Arabisch. Es besteht die Moeglichkeit diese Taetigkeiten von zu Hause aus am PC auszuueben. Weitere Infos erhalten Sie per E - Mail management@europ2000.com Bitte beachten Sie, dass wir nur Bewerbungen in elektronischer Form bearbeiten.

Die Kommunikation mit der Firma

Erster Kontakt

Also gut, ich hingeschrieben, da ich ja Polnisch und Schwedisch (mit Unterstützung meiner Frau) auf jeden Fall hin bekommen würde. Dann kam eine Antwortmail:

Sehr geehrte Bewerber/in

Vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Stellenangebote

Wir sind ein solides wachsendes, erfolgreiches Unternehmen und suchen weltweit mehrere Mitarbeiter Neben- oder Hauptberuflich.

Die noch nicht fertiggestellte Beta Partner Webseiten WAP Noni müssen Sie in Ihrer Landessprache erstellen.

http://www.manuiateam.com/
[Hier kamen dann ein paar Links zu anderen Seiten]
Bitte kontaktieren Sie uns telefonisch sollten Sie Interesse an einer Zusammenarbeit haben.

Mit freundlichem Gruß

Reinhold Hartmann
International Business Consultancy
Noni ID# 1884162
Schubertstr. 18
D-64839 Münster

Persönlicher Kontakt per Telefon

Also die Seiten sahen ja fürchterlich aus und ich dachte: »Da kann man doch einiges machen damit diese besser werden, und auch noch Geld damit verdienen«. Es ging irgendwie um ein Getränk dass angeblich gesundheitsfördernd ist Ich rief also diese Firma, die ihren Sitz in Münster hat, an. Dort erzählte ich warum ich anrufe und fragte worum es sich denn dabei eigentlich so handeln würde, da ja irgendwie alles nur so schleierhaft dargestellt wurde. Ich sollte also die Seite übersetzen und pro Wort so und so viel bekommen so dass ich dann 1500,- \u20ac für die Übersetzung bekommen sollte. Er hätte aber auch schon viele Bewerber für Polen, für Schweden hat er aber noch keinen. Trotzdem redete er immerzu darüber dass ich die Polnische Seite übersetzen sollte, von Webdesign war gar keine Rede. Er sagte noch dass das schon viel Arbeit ist und nicht mit einer halben Stunde am Tag erledigt ist, und dass das schon für länger vorgesehen ist nicht nur für zwei Monate oder so was. Er hätte jetzt aber noch viel zu tun und würde mich dann am nächsten oder übernächsten Tag anrufen und mir bescheidgeben. Wir legten auf und ich arbeitete weiter an meinen Projekten.

5 Minuten später klingelt das Telefon und der Mann ist noch einmal dran. Er fragt mich nach dem alter, und als ich sage dass ich 26 bin freut er sich und sagt dass das gut sei, denn sie haben ja auch ein junges Team. Ich würde dann gut reinpassen.

Leider wird auch schamlos gelogen

Eine halbe Stunde später klingelt wieder das Telefon und dieser Mann ist wieder dran. Er erzählt mir dass jetzt bald eine Frau (Namen vergessen) vom Schweizerischen Partnerunternehmen (Namen auch vergessen) anruft und mit mir die Einzelheiten klärt.

Eines mal voraus, die Firma in Münster hat die Vorwahl 06071 Da meine Schwester in der Schweiz wohnt und mich öfter anruft weiß ich dass die Schweiz die Vorwahl 0041 hat.

Konkrete Fragen

Fünf Minuten nach dem letzten Gespräch klingelt also wieder das Telefon und auf der Anzeige steht nicht 0041 sondern 06142. Komisch dachte ich wer das jetzt wohl ist? Am anderen Ende meldete sich eine Frau die noch einmal fragte ob der Herr Hartmann denn schon Bescheid gesagt hatte dass sie anruft. »Haben Sie denn noch Fragen?« fragte sie mich der noch keine Ahnung hatte was ich da überhaupt machen sollte. Also fragte ich genauer nach.

Es ist also eine Firma die irgendwas verkauft. In Polen verkaufen sie das noch nicht weil sie den Markt dort jetzt erst eröffnet haben. Ich sollte also die deutsche Seite ins polnische übersetzen und sie dann online bringen. Soweit alles gut dachte ich mir. Dann sollte ich aber noch den Support für die Seite übernehmen, und ich dachte wie Support? Na wenn da Anfragen kommen soll ich die bearbeiten. Ja wie Anfragen? Zu der Seite oder was? Naja wenn die Leute das Produkt kaufen wollen dann soll ich das halt alles übernehmen, von der Beantwortung der E-Mail über Geldeinzug und Versandt dieses Produktes. Ich würde dann für die Übersetzungstätigkeit Geld bekommen und dann eine Provision für die verkauften Produkte.

Zusammenfassung des Arbeitsplatzes

Aha dachte ich, ich soll also für mich eine Homepage mit den übersetzten deutschen Texten von denen machen, und für diese überall in Polen werben. Auf dieser soll ich dann ausschließlich das Produkt, also irgend einen teueren Saft den sowieso keiner braucht und kaufen wird, bewerben und verkaufen. Außerdem soll ich die ganze Abwicklung machen.

Naja, das stand aber nicht in der Stellenausschreibung dass ich dann eigentlich als selbständiger Unternehmer Ihnen irgendeinen Saft abkaufen muss um ihn dann in Polen zu verschachern. Die Stimme der Frau fing an zu zittern. Ich machte ihr das Angebot dass ich die Übersetzung und die Seite machen könnte, und auch nur dafür bezahlt werden würde. Die Betreuung könnte aber dann ein anderer, auch jemand der keine Ahnung von HTML und PHP hat, durchführen.

Ja Sie weiß nicht so genau, sie müsste da noch einmal nachfragen ob das so geht, aber eigentlich ist das gekoppelt und so. Ich sagte ihr, sie solle mich einfach wieder anrufen wenn ihnen mein Angebot zusagt. So legten wir beide auf

Endgültige Absage

Zwei Tage habe ich nichts von der Firma gehört oder gelesen. Heute kam eine E-Mail:

Sehr geehrte Bewerber/in

Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir an eine Zusammenarbeit keine Interesse haben.

Wir wünschen Ihnen für Ihre berufliche Zukunft viel Erfolg.

Mit freundlichem Gruß
Reinhold Hartmann

Resümee

Ich habe in der Zwischenzeit auch noch länger auf der Arbeitsamt Seite herum gestöbert und entdeckt, dass egal nach welchem Job man sucht, immer diese Firma auftaucht und einem was weiß machen will. Es ist aber auch nicht die einzige Firma die solchen Spam betreibt. Die ganze Datenbank der Arbeitsagentur ist verseucht von solchen Leuten, denen die Anzeigen in den Lokalzeitungen zu wenig bringen und zu teuer sind. Die Arbeitsamt Seite ist der optimale Werbeplatz für solche unseriöse Firmen die einem eigentlich nur das Geld aus der Tasche ziehen wollen.

Ich wünschte mir dass die Arbeitsagentur so etwas verhindern könnte aber wie sie ja auch schon in der Presse sagte ist es unmöglich alle Jobangebote auf ihre Richtigkeit zu überprüfen.

Was man aber dennoch machen könnte ist einer Schwarze Liste zusammen zu stellen, die genau so wie bei E-Mail Spam gleich so etwas unterbindet wenn sich eine Firma in dieser Richtung einen Namen gemacht hat. Bisher dürfen solche Firmen weiterhin die Datenbank des Arbeitsamtes fröhlich zuspammen.

[Update: 12.05.2004]

Heute habe ich einen Brief vom Anwalt des Herren Hartmann bekommen, in dem dieser mich darauf Aufmerksamm macht, dass der Herr Hartmann keinen Spam betreibt. Hiermit will ich ausdrücklich sagen dass er wirklich keinen Spam betreibt, sondern nur Jobangebote einstellt, die er schwammig formuliert, und auch bei einer Nachfrage per E-Mail nicht verrät dass es sich anstatt einer Webdesigner Arbeit um eine Vertreter Arbeit handelt, bei der man einen Saft übers Internet im Ausland vertreibt.


Kommentare

Kommentare geschlossen