Ohne Blog-URL kommentieren 19. March 2006 um 18:41 Uhr / Censure
Ich muss hier mal eines loswerden, was mir doch etwas am Herzen liegt. Ich stelle in den letzten Monaten immer wieder fest, dass Kommentatoren, die kein eigenes Weblog betreiben ziemlich übel behandelt werden. Vor allem dann, wenn sie eine etwas andere Meinung als der Blogbetreiber selbst haben. Ich habe jetzt nicht so viele Beispiele wiedergefunden aber hier erst einmal vier:
- Heiko bei Jörg Petermann
- Efchen bei Manuela Hoffmann
- molily bei Jörg Petermann
- noch mal Efchen bei Jens Grochtreis
Da wird man sofort als Troll abgestempelt, als unpersönlich und anonym, da wird von fehlender Tranparenz gesprochen, dass man dem jenigen nicht Vertrauen kann, dass er eigentlich warscheinlich gar keine Ahnung hat von dem was er da von sich gibt hat usw. usf. Es wird gar verlangt dass man seinen richtigen Namen und Adresse in seinem Blog aufführen soll, damit die Leute ein Vertrauensverhältniss aufbauen können.
Was ist aber wenn man kein Blog oder gar überhaupt keine Homepage hat? Was ist wenn man "nur" eine Anonyme @gmx.de Adresse hat? Tja anscheinend hat dann die eigene Stimme keine Bedeutung in Klein-Blogger-Dorf. Egal ob man in anderen Bereichen des Web (oder gar des Lebens) sehr Aktiv unter genau diesem Nickname schon seit Jahren postet, oder ob es der Wirkliche (Vor-) Name ist. Das nervt!
Ich bin vor ein paar Jahren selbst zum "Opfer" einer solchen Hetze geworden. Ich habe mich in der Mailingliste von CSS-Design angemeldet und dort angefangen Fragen zu stellen und zu beantworten. Irgendwann hat jemand gemeint ich solle mich doch bitte nicht mit meinem Künstlernamen Jeena Paradies da in der Liste melden sondern mit meinem Bürgerlichen namen. Ich habe dann versucht zu erklären warum ich das nicht möchte und bevor ich mich versehen konnte wurde ich als Anonymer Troll abgestempelt weil ich offtopic schrieb, und es kamen schon erste Stimmen hoch dass man diesen Troll doch endlich bitte aus der Liste aussperren soll.
So schnell kann es gehen. Ich bekam dann zwar irgendwie versichert dass es nur ein paar einzelne mit dieser Meinung wären und es viele Gibt die meine Texte schätzen und weiterhin lesen möchten, aber die Lust mich an der Liste zu beteiligen verschwand in diesem Augenblick gegen 0. Heute schreibe ich alle 1-2 Monate mal was rein, wenn ich die Zeit und Lust habe.
So geht es mir auch wenn ich die Angriffe auf die vermeintlich "anonymen" Kommentatoren zur Zeit in unseren Blogs lese. Ich weiß dass es manchmal nicht einfach ist einen Troll vom Kritischen Kommentator zu unterscheiden, aber das Kriterium "bekannt" oder "unbekannt" ist hier völlig falsch am Platz. Da gibt es andere, weitaus bessere Indikatoren dafür. Ich würde mir wünschen, dass man die gewollte oder auch ungewollte Anonymität respektiert, wenn nicht, dann habe ich persönlich auch nicht wirklich lust diese Weblogs weiter zu verfolgen, es gibt ja schließlich genügend andere.
In diesem Sinne: Prost!
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Kommentare
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Manuela aus Berlin schrieb am 19.03.2006
Hi Jeena, ich möchte anmerken, dass ich Efchen auf pixelgraphix nie als Troll bezeichnet habe und die Diskussion sachlich geführt habe. Auch lasse ich es ganz bewusst zu, dass man ohne eine E-Mail-Adresse einzugeben auf pixelgraphix kommentieren kann, denn ich denke, jeder wird wissen, was er tut und gesunder Menschenverstand siegt. Nur Kommentare, die völlig in die falsche Richtung gehen und offensichtlicher Spam sind, werden gelöscht. Darin unterscheide ich mich von Jörg, der klare Regeln aufgestellt hat. Efchen hatte geschrieben, mir eine E-Mail-Adresse angegeben zu haben und das stimmte nicht ... war aber auch nicht ausschlaggend.
Warum man anonym kommentieren möchte, ist mir nicht ganz klar, aber wie gesagt, ich will es niemandem vorschreiben...
Benni schrieb am 19.03.2006
Man, musstest du das schreiben? Jetzt hab ich den Artikel zu "Jeena Paradies" gelesen und rausgefunden, dass man das dschiina aussprechen soll. Mist, jetzt werd ich ewig in dem clinch weiterleben müssen, mir in meinem Kopf immer beide Lautnamen vorzustellen, wenn ich Jeena lese... ^^
(Aber sonst: Hab kein Problem mit dem Namen, ich fand die Diskussion in CSS-Design auch eher nervig...)
Sascha Goebel aus Mainz / Germany schrieb am 19.03.2006
Full Ack!
Und ich bin sicher das es auch so manchen vermeintlich vertrauenswürdigen Kommentar gibt, in dem eigentlich nur geistiger *** steht.
Meiner Meinung nach macht noch immer der Inhalt einen guten Kommentar aus, nicht die Unterschrift.
Sagt der Sascha mit voller Absenderkennung ;-)
Götz aus Karlsruhe schrieb am 19.03.2006
Also ich mag "anonyme" Kommentierer auch nicht - schließlich will ich wissen, mit wem ich es zu tun habe (aus gleichem Grund mag ich auch "anonyme" Blogger, Forenposter usw. nicht).
Aber was "anonym" ist, ist nun eine andere Frage. Für mich ist weder Jeena noch molily "anonym" - schließlich hab ich beiden schonmal die Hand geschüttelt und weiß, wer sie sind. Nach beiden kann man Suchen und herausfinden, wer sie sind.
Aber es gibt ja genügen Leute, die man auch nach einer Suche nicht identifizieren oder zuordnen kann.
Ich bin nun schon einige Jahre nahezu ausschließlich mit Realnamen unterwegs und hatte deswegen nie Probleme - was spricht also dagegen?
Man muß eben zu dem stehen, was man schreibt und sich das, was man schreibt vielleicht besser nochmal durchlesen, bevor man es abschickt - dann kann man auch seinen "richtigen" Namen drunter schreiben.
Jens Grochtdreis aus Mainz schrieb am 19.03.2006
Ich denke, Jeena, Du hast da so einiges falsch verstanden.
Ich kann nicht für die sprechen, die Efchen als Troll abgestempelt haben. Ich habe mich über andere Phänomene ausgelassen, die ich sehr kritikwürdig finde und nicht so gelassen hinnehmen kann, wie Du. Ich bin dabei von einer Diskussion bei Manuela ausgegangen und habe sie auf mein Blog übertragen, im Wissen darum, daß ich demnächst mein Blog modernisieren werde und dann auch Regeln einführen werde.
Diese Regeln sind ganz simpel: jede Meinung kann bei mir geäußert werden, aber ich erwarte Rückgrat. Und dieses Rückgrat bedeutet, daß man entweder mit seinem Namen oder seiner gültigen Mailadresse postet und damit sizusagen für seine Aussagen bürgt. Efchen hatte keines von beidem angegeben. Du wirst von mir nicht erwarten wollen, daß ich jeden fleißigen Forenschreiberling dieses Landes kenne, oder? Auch moilily sagte mir nichts. Ich bin auf ihn hingewiesen worden, jetzt kann ich etwas mit diesem seltsamen Kürzel anfangen. Im Gegensatz zu Efchen postet er mit valider E-Mailadresse, das genügt.
Du wiederum bist ein Spezialfall, den ich in die Kategorie "verschroben" packen würde, beharrst Du doch auf Deinem Künstlernamen, ein absoluter Einzelfall in unserer Branche. Aber auch der Künstlername ist wie ein echter Name doch individuell und identifizierbar. Nur darum geht es mir.
Ich mag es zudem nicht, wenn jemand einen Kommentar postet und dann so etwas wie "spamgrochtdreis@" in eine E-Mailadresse schreibt. Wer voller Panik vor Spam durch die Lande zieht, soll auf eine E-Mailadresse verzichten oder diese nicht in einem Formular angeben. Sein Name genügt mir, denn ich will, daß jemand für seine Meinung einsteht.
Ist das zuviel verlangt? Mehr habe ich nicht verlangt, auch von diesem Efchen nicht. Doch alles was ich lesen durfte waren rüde Attacken, ohne persönliche Haftung bzw. ohne Rückgrat. Das finde ich inakzeptabel und habe nur zum Ausdruck gebracht, daß ich in Zukunft solche Beiträge ungeachtet ihres Inhaltes löschen würde.
ds schrieb am 19.03.2006
Schöner Artikel, Jeena. Sehr treffend. Namen sind unwichtig, wenn es um Inhalte geht.
Sonnenkind aus Stuttgart schrieb am 20.03.2006
Jörg Petermann aus einfach-persoenlich.de schrieb am 20.03.2006
Ich hoffe, Dir geht es nach Deinem verbalen Rundumschlag nun wieder besser. :))
Und weil Du gerade beim Wünschen bist:
Ich wünsche mir, dass Du nicht pauschal alle über einen Kamm ziehst und die Ursachen und Aussagen sehr wohl differenzierst, wenn Du schon verlinkst. Die Anmerkungen aller Verlinkten zeigen wohl, dass Du da ein wenig unsensibel zu Werke gegangen bist.
Jeena Paradies aus Varberg schrieb am 20.03.2006
Hehe, jo ;-)
Immerhin bin ich nicht der einzige der alle über einen Kamm zieht :-).
ulle schrieb am 20.03.2006
Du schreibst mir aus der Seele........
Ich möchte auch nicht idendifiziert werden. (Punkt)
roro aus Karlsruhe schrieb am 22.03.2006
anonym schrieb am 22.03.2006
@Jens Grochtdreis:
das ist ja rührend: "valide Mailadresse". Die kann ich mir in 5 Minuten bei GMX anlegen - völlig anonym wohlgemerkt. Und in Foren, die Realnamen bevorzugen heiße ich eben Heinz Müller oder sonstwie... Das ist doch ein Witz. Bemüh Deinen Verstand.
Nach schlechten Erfahrungen will ich auch nicht mehr erkannt werden. Das hat mit Rückgrat nichts zu tun. Solange es in Foren udgl. kein RECHT auf Gegendarstellung gibt (vielleicht gibts das ja, aber es wird nicht eingehalten - da hätte ich viel zu tun gegen gewisse Deppen zu klagen...) gibt es auch kein Recht auf authentische Identität. Meine Beiträge sind in einem Forum grundlos gelöscht worden und auch ich wurde wie Jeena als Spammer und Troll beschimpft - mit Realnamen und Adresse versteht sich (damals habe ich sie noch angegeben). Eine Gegendarstellung konnte ich allerdings nicht darbringen. Seitdem gibt's mich im Netz nur noch ausschließlich anonym.
at schrieb am 22.03.2006
Ich bin es gewohnt, dass meine Beiträge beizeiten auch mal gelöscht werden. Aber das sagt ja letztlich mehr über den Betreiber aus als über mich.
apricum aus Berlin schrieb am 23.03.2006
schoeppchen schrieb am 27.03.2006
Ich finde es auch grundsätzlich egal ob man den bürgerlichen Namen verwendet oder ein Pseudonym - wer sagt denn bitte schön, dass der vermeintlich echte bürgerliche Name nicht ebenfalls ein Pseudonym ist.
Alles quatsch,
...schreibt schoeppchen :)
anonym schrieb am 28.03.2006
genau! ich kenne viele, die schoeppchen heißen. voll normal ey...
Jens Grochtdreis aus Mainz schrieb am 28.03.2006
Mmmh, ich scheine mit meiner Vorstellung von erwachsenem, selbstbewußtem Verhalten im Internet zumindest in der Zielgruppe dieses Blogs kein Verständnis zu finden. Aber noch einmal: es geht mir nicht darum, den ganzen Efchens, schoeppchens, anonymus und sonstigen komischen Begriffen den "Namen" zu verbieten. Wer glaubt, er sei so toll bekannt unter seinem Pseudonym, dem möchte ich das nicht verbieten. Doch die Verwendung eines Pseudonyms und keine valide E-Mialadresse oder der Vedacht eines Fakes könnten mich zumindest darin bestärken, über die Löschung eines Kommentars nachzudenken. Ich denke, ich sollte es vom Anlaß abhängig machen.
Dahingehend war diese Diskussion interessant und lehrreich.
Mir bleibt aber immernoch eine Frage: was bringt es, wenn ich ohne Realnamen und ohne echte E-Mailadresse kommentiere? Wer Angst vor Spam hat, sollte das Internet meiden. So ist leider die Realität. Ich bleibe dabei, daß ich solches Verhalten weder erwachsen, noch souverän finde.
fwolf schrieb am 29.03.2006
apricum aus Berlin schrieb am 29.03.2006
anonym schrieb am 29.03.2006
"Mir bleibt aber immernoch eine Frage..."
ja, weil du offenbar die Antworten nicht liest. Ich denke, ich habe mich nicht missverständlich ausgedrückt.
Stell Dir nur einmal vor, daß ich eine Stelle suche und der potentielle Arbeitgeber findet im I-net unter meinem Namen die ungerechtfertigten Beschimpfungen gegen mich ohne Gegendarstellung. Kann ich doch einpacken. Der wird mich weder beim Vorstellungsgespräch darauf ansprechen, noch würde er mir - falls doch - eine Gegendarstellung glauben. Nach dem BILD-Motto: irgendwas bleibt immer hängen...