Alkoholverbot in der Bamberger Innenstadt | 17.12.2003

Man findet nirgendwo Informationen darüber, vielleicht im Rathaus ganz unten im Keller mit der Taschenlampe - da wo die Treppe kaputt ist. Dort ganz zuunterst in einem verschlossenen Aktenschrank in einem unbenutzten Klo an dessen Tür steht »Vorsicht bissiger Leopard«.

Die Vorgeschichte

Bamberger Gabelmann Ich sitze so mit dem Julius an einem lauwarmen Herbstnachmittag so gegen 15.00 Uhr am Gabelmann in Bamberg. Wir trinken ein Bier. Jeder eins. Wir hatten sie im Edeka um die Ecke gekauft und freuten uns darauf gemütlich beisammen zu sitzen und über alte Zeiten zu sinnieren.

Nach ungefähr einer halben Flasche beobachten wir wie am anderen Ende der Sitzgelegenheiten auf einmal alle biertrinkenden Punks aufstehen und weggehen. Dabei wandert noch eine große Tüte Gras aus den Händen eines Punks in die Hände von zwei Männern. Wir denken uns nichts dabei und trinken gemütlich weiter unser Bier und unterhalten uns wieder.

Plötzlich stehen die beiden Männer mit der Tüte Gras vor uns, zeigen uns ihre Polizeimarken und sagen »Polizei - Ausweiskontrolle«. Wir sind total überrascht, holen unsere Ausweise raus und geben sie den Polizisten in Zivil. Der eine schaut sich die Ausweise an, und der andere erzählt uns dass wir jetzt eine Anzeige bekommen werden.

Da fragt sich der geneigte Leser - wieso um Gottes Willen eine Anzeige? Genau das haben wir uns auch gefragt - und dann auch die Polizisten.

Folgendes haben wir dann als Antwort bekommen: »Seit ungefähr zwei Jahren ist wegen der Jugendlichen, die hier am Gabelmann betrunken Flaschen zertrümmert haben und auch öfter Nachts Radau machten, absolutes Alkoholverbot in der ganzen Bamberger Innenstadt.«

§ Aha, da kommen wir der Sache schon ein bisschen näher, aber woher soll man das wissen fragen wir nach, das steht ja hier nirgendwo. Auch darauf haben die Polizisten eine Antwort parat: »Das stand schon öfter in der Zeitung«. »Ich habe gar keine Zeitung« sage ich »und der Julius ist überhaupt nicht aus Bamberg, woher soll er das wissen?«. »Unwissenheit schützt vor Strafe nicht!« ermahnt uns einer der Polizisten und belehrt uns, dass das eine Ordnungswidrigkeit - wie falsch Parken - ist und das so um die zwanzig bis dreißig Euro kosten wird. Da es aber das erste Mal ist dass sie uns hier erwischt haben kommt vielleicht nur eine schriftliche Verwarnung und das war es auch schon.

Natürlich kam nach einandhalb Monaten keine schriftliche Verwarnung, sondern ein Überweisungsformular auf welchem das Ordnungsamt schon freundlicherweise für uns 25,- € drauf geschrieben hat. Wenn wir das innerhalb einer oder zwei Wochen - ich kann mich nicht mehr genau erinnern - bezahlen dann war es das. Wenn nicht, kommt es in die nächste Instanz.

Die vergebliche Suche nach Informationen

The X files Als ich den Brief des Ordnungsamtes bekam wollte ich schon einmal wissen, warum ich das überhaupt bezahlen soll und habe mich erst einmal im Internet auf die Suche gemacht. Eins vorneweg, ich bin sehr effektiv im Umgang mit Suchmaschinen im Internet, und ich finde innerhalb kürzester Zeit so ziemlich alles was ich suche. Doch leider gibt es zu diesem Thema überhaupt nichts. Nicht eine einzige Seite. Nichts auf den Seiten vom Fränkischen Tag, nichts auf den Seiten der Stadt Bamberg, nichts auf den Seiten der ganzen Bamberger Portale. Einfach nirgendwo die kleinste Information.

Ist das nicht verdächtig? Versucht da einer etwas zu verbergen? Da kriegt man ja schon fast Paranoia. Da der Mensch aber von Natur aus faul ist und irgendwie versucht Streit aus dem Wege zu gehen, habe ich die 25,- bezahlt ohne mich noch im Rathaus oder bei der Zeitung näher zu informieren. Doch ein ungutes Gefühl bleibt dennoch.

Neue Methoden der Geldbeschaffung

Zwei Bier trinkende Punks Mittlerweile habe ich von mehreren Seiten aus erfahren dass Punks die dort herum sitzen und Alkohol trinken sowieso kein Geld haben um diese Strafen zu bezahlen und deshalb dann irgendwann in Beugehaft wandern. Wenn die Stadt aber Geld braucht, und die Polizei nicht ausgelastet ist, dann schicken sie ihre Leute los, um so Geld von friedlichen Leuten - die nicht einmal wissen dass es ein solches Verbot gibt - in die Kassen einzutreiben.

Aber ist dass der Sinn und Zweck unserer Polizei unbescholtene Bürger zu bestrafen, nur weil diese sich friedlich am Gabelmann hinsetzen und ein Bier trinken? Warum wird man erst von den Polizisten darauf aufmerksam gemacht dass es verboten ist in der Innenstadt Alkohol zu trinken? Wieso steht da kein Schild? Wieso findet man nirgendwo Informationen?

Glühweinstände am Gabelmann

Menschen vor einem Glühweinstand Als ich diesen Artikel schreibe ist es Advent - Glühweinzeit. Ein Glühwein hat 10% Alkohol und einer mit Schuss wesentlich mehr. Am Gabelmann stehen vier Glühweinstände und jeden Tag laufen mir angetrunkene Teenager entgegen. Macht Alkohol, welcher unter einer Schanklizenz verkauft und getrunken wird, etwa weniger aggressiv als der vom Laden an der Ecke? Wo ist da jetzt derUnterschied?

Nachtrag: Die Fußgängerbereich Satzung

Nach langem erfolglosen Suchen habe ich es doch geschafft zumindest die Ursache für das Alkoholverbot zu finden und dort heißt es unter anderem:

Satzung über die Sondernutzung im Fußgängerbereich Innenstadt
(Fußgängerbereich-Satzung)
Vom 04.12.2001

§ 5 Nicht erlaubnissfähige Sondernutzungen

Die Sondernutzungserlaubniss wird vor allem nicht erteilt:

  1. das Nächtigen im Fußgängerbereich,
  2. das Betteln in jeglicher Form,
  3. für nicht ortsfeste wirtschaftliche Werbemaßnahmen, z.B. Handzettel verteilen, herumtragen von umhängenden Werbetafeln,
  4. für das verweilen bei gleichzeitigem Alkoholgenuss außerhalb der bestimmungsgemäßen Nutzung der zugelassenen Freischankflächen,
  5. für Veranstaltungen aller Art, die eine nachteilige Veränderung der Architektonischen Gestaltung oder eine Beschädigung des Straßenbelages oder der Einrichtungen zur folge haben können

Die scharfsinnigen unter euch haben bestimmt schon bemerkt wie man das jetzt umgehen kann. Ja »umgehen« im wahrsten Sinne des Wortes, denn so lange man herumläuft kann einem nichts passieren. Erst wenn man sich niederlässt, d.h. wenn man mit Alkohol stehen bleibt oder sich gar hinsetzt dann ist man dran.


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