Bambergs Fasching ein riesen (Werbe-)Flop? | 25.02.2004

Ich bin ja nicht so der Faschingsnarr aber wegen meiner kleinen Tochter sind wir doch zum Faschingsumzug in die Lange Straße gegangen. Da es ihr erster Faschingsumzug war war sie sehr begeistert. Mir dagegen fiel es schwer mich für irgendwas dort zu begeistern.

Was mir nicht gefallen hat

- waren vor allem die Leute die nur Werbung gemacht haben. Ich habe ja nichts gegen Werbung an sich aber wenn eine solche Veranstaltung die wo anders von verschiedenen Vereinen getragen wird zu einem Schaulaufen und -fahren verkommt dann ist das schon traurig.

Autoschau

Ein paar Beispiele gefällig? Ganz besonders unangenehm aufgefallen ist das Citroën Autohaus. Drei nigelnagelneue Autos welche von Verkäufern mit Hemd und Krawatte gefahren werden, dazu die Scheiben hoch gedreht also überhaupt kein Kontakt zum Publikum. Was hat das mit Fasching zu tun? Wenn wenigstens irgendwie ein Clown drin sitzen würde, Musik spielen würde und dazu Süßigkeiten verteilen würde dann hätte ich ja nichts gesagt, aber so? Auch andere Autohäuser waren dabei was ich überhaupt nicht für gut heißen möchte - aber die haben wenigstens Süßigkeiten verteilt.

Mehr Papier als Süßigkeiten

Ich bin es aus Ebern und Burgpreppach gewohnt dass wenn man als Kind vom Faschingsumzug kommt, man so viele Süßigkeiten hat dass man sie über zwei oder drei Tage essen konnte. Auf einen der Wagen stand der Spruch »Bamberg spart wo es nur kann Heuer sind die Bonbons dran!« Der Spruch sitzt, dachte ich mir da schon und genau so war es auch während des ganzen Zuges. Konfetti ist ja schön und gut, gehört ja auch dazu aber nicht in diesen Mengen. Viele dieser Werbefachleute haben sich gedacht dass sie doch lieber buntes Papier zerschnippeln und in die Menge werfen als teurere Bonbons zu kaufen und zu verschenken. So kam es dass ich und meine kleine Tochter zu Hause mehr Konfetti aus der Kleidung und den Haaren raus bekommen haben als dass wir Süßigkeiten hatten.

Zum Papier gibt es noch was zu Sagen. Flyer, diese Handzettel mit Werbung drauf. Von Ballettschule über Reiterferien war ja alles für Kinder vertreten. Hieß es nicht dass das in der Innenstadt verboten wäre? Haben denn all diese Leute eine Genehmigung? Ich zitiere §5c der Fußgängerbereich-Satzung »Die Sondernutzungserlaubniss wird vor allem nicht erteilt: c) für nicht ortsfeste wirtschaftliche Werbemaßnahmen, z.B. Handzettel verteilen, herumtragen von umhängenden Werbetafeln«

Rewe verschenkt faule Orangen

Noch was interessantes gab es dieses Jahr und zwar den Rewe Markt. Dieser hat verwelkte Blumen und alte Orangen weiter verwertet. Die Tulpen-Köpfe hingen schon sehr weit runter und andere Blumen waren schon fast vertrocknet. Die Orangen habe die Menschen auf den umliegenden Fensterbänken gelassen da sie schon so alt und matschig waren. Ob diese Werbung sich gelohnt hat?

Fast keine Vereine anwesend

In anderen Städten und Dörfern ist man es ja gewohnt dass sich viele Vereine engagieren und ihre Wagen schön für den Umzug schmücken. Nicht so in Bamberg. Nur der Gartenbauverein ist mir aufgefallen, sonst nur Autohäuser, Kindergärten, Cheerleader, Elvis Fans, Supermarktketten, Parteien und der gleichen . Da ist es nicht verwunderlich dass nicht wie gewohnt die Politik aufs Korn genommen wurde sondern nur geworben. Da half es auch nicht wirklich dass die Politiker selbst um ein wenig Politik auf dem Bamberger Faschingsumzug kümmern wollten das war nur lächerlich, nicht lustig.

Aber schöne Sachen gab es doch

z.B. den Mann von der Lebenshilfe

Ja und zwar den einzelnen Mann von der Lebenshilfe der sich ja offensichtlich jedes Jahr einklinkt und als ein extra Verein auftritt. Dieser Mann hat die Idee hinter Fasching verstanden und an diesem Tag gelebt. Er war witzig charmant und hat sich über so viel Zuspruch sehr gefreut. Solch eine Verkleidung muss ja auch nichts teueres und außergewöhnliches sein. Ein Rock, eine blöde Mütze und das war es schon. Der Mensch der darin steckt, nur dieser kann daraus was machen. Wenn er sich freut dabei zu sein und stolz ist dass gerade er hier angesehen und - bestimmt nicht von wenigen für seinen Mut bewundert wird und für die Leute lustige Sachen macht ohne den Hintergedanken irgendwas verkaufen zu wollen. Dann, dann wirkt er auch lustig und nicht hinterfotzig.

Der Schwulenverein

Das andere Schmankerl des Faschingsumzuges war der Schwulenverein. An der Spitze ein Transvestit der gekonnt mit dem Publikum gespielt hat und dahinter eine Menge sehr gut gelaunter Männer die eine riesen Stimmung machten und auch viel Süßes und nicht nur Papier in die Menge warfen. Das war wohl der beste Wagen, da hat es wirklich Spaß gemacht dabei zu sein, denn man hat gemerkt dass es den Männern auch wirklich gelungen ist das Publikum auf ihre Seite zu reißen. Mit viel Stimmungsmusik, tanzenden Matrosen und wirklich vielen Süßigkeiten haben sie als einzige neben dem Mann von der Lebenshilfe Leben in die Stadt gebracht. Respekt Jungs, und die anderen können sich wirklich eine Scheibe von eurem Einsatz abschneiden. Ich hoffe sie sind nächstes Jahr auch wieder dabei.

Schlechtes Fazit

Im allgemeinen war die Stimmung sehr betrübt. Ich glaube nicht dass es mit der Wirtschaftlichen Lage zu tun hatte, nein die Verantwortlichen haben ihren Job einfach nicht gut gemacht und diese Schöne Tradition verkauft.


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