Open- vs. Closed Source Software 12. December 2005 um 23:35 Uhr / Programming
Da man als Webdesigner alleine heutzutage schon lange nicht mehr durchkommt ist meine Haupteinnahmequelle nunmehr die Entwicklung von Webapplikationen. Dabei arbeite ich in zwei Bereichen:
- Open Source Software (OSS)
- Closed Source Software (CSS)
In letzter Zeit habe ich herumüberlegt was von beidem lukrativer ist.
Open Source Software
Als größtes Projekt kann ich hier natürlich mein Jlog nennen. Ich entwickle die Software in meiner »Freizeit« und bekomme für die konkrete Entwicklung keinen einzigen Cent. Allerdings kommen immer wieder Kunden auf mich zu, die mich beauftragen Jlog für sie zu installieren. Meistens möchten sie auch noch ein individuelles Design und ein paar Erweiterungen dazu.
So weit ich das mitbekommen habe, halten sie mich für kompetent, ihre Probleme zu lösen, wenn sie sehen, dass ich auch ein größeres Projekt managen kann. Deshalb werde ich öfters auch beauftragt verschiedene andere OSS für sie zu installieren, was bedeutet mit verschiedenen CMS, Weblogsoftware wie Wordpress, Bildergalerien, Foren und anderem herumzuhantieren, was der Kunde zwar kostenlos im Internet bekommt, es sich aber nicht selbst installieren und konfigurieren kann oder möchte.
Vorteile
Für mich als Entwickler bedeutet es, dass ich hier keinen Termindruck habe, meine Software zu entwickeln, und auf ein reichhaltiges Angebot von OSS Software zurückgreifen kann, die die Probleme vieler Kunden löst. Außerdem bekomme ich solche Aufträge viel öfter als CSS Aufträge, da die Kosten wesentlich geringer sind. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich damit zeige, dass ich Fachwissen besitze, was wiederum zu neuen Aufträgen führt. Der Kunde freut sich, dass er nicht die komplette Entwicklung bezahlen muss, sondern nur die Installation und eventuelle Anpassungen.
Nachteile
Ich muss unverhältnismäßig viel arbeiten um mit meinem Jlog attraktiv zu bleiben, wobei ich da immer nur indirekt verdiene und sich das ganze wirklich nur sehr schwer steuern lässt. Man weiß nie ob das, woran man gerade wieder eine Woche lang gesessen hat, überhaupt irgendeine Auswirkung auf konkrete Aufträge haben wird, und somit auf die Einnahmen. Der Kunde hat den Nachteil, dass er sich mir vielen Funktionen oder Unzulänglichkeiten einer Software einfach abfinden muss.
Closed Source Software
Auf der anderen Seite gibt es die Kunden, die ein auf dem kostenlosen Markt nicht verfügbares individuelles System benötigen. Hier wird exakt das bezahlt, was an Arbeit auftaucht. Von der Beratung über Konzeption, Programmierung und Design, bis hin zur Pflege muss hier der Kunde alles zahlen.
Dafür bekommt er aber eine einzigartige Software, die ihm Wettbewerbsvorteile gegenüber seinen Konkurrenten bringt, da sie seine Probleme schneller und einfacher löst als andere Software, die nicht direkt für diese Problemstellung entwickelt wurde.
Vorteile
Hier ist der Rahmen klar definiert. Für so und so viele Stunden Arbeit wird ein konkreter Preis bezahlt. Ich arbeite somit nie umsonst, verdiene also pro Zeiteinheit wesentlich mehr, da ich an etwas konkretem arbeite und nicht blind Features hinzufüge, die wohlmöglich sowieso niemand nutzen möchte. Auch auffällig ist, dass diese Kunden sehr treu sind. Sie wissen dass sie bei mir gut aufgehoben sind, und wenn es wieder etwas zu tun gibt, bekomme ich auch meist den Zuschlag.
Der Kunde bekommt das System, was er sich wünscht. Alle Funktionen - soweit technisch machbar - können auf ihn abgestimmt werden, so dass die Software genau das macht was er möchte.
Nachteile
Die meiste Software, die ich so produziere kann ich außer dem Kunden niemandem ausführlich zeigen. Es kommen also nicht so viele Folgeaufträge danach, es kommt so zu sagen kein Ruhm und Ehre ;-).
Fazit
Ich habe zwar nicht genau nachgerechnet, aber die Verteilung ist ungefähr so: Mit OSS gibt es einen vergleichsweise viel geringeren Stundenlohn, es gibt dafür aber viele Aufträge. Bei CSS verhält sich das genau umgekehrt, höherer kompakter Stundenlohn, dafür aber vergleichsweise selten Aufträge.
Ich denke, dass ich mich nur durch eine gesunde Mischung aus beidem bis heute einigermaßen über Wasser halten konnte. Egal auf welches System ich alle Karten gesetzt hätte, ich hätte immer verloren, da ich aber beide Spiele versuche so gut wie möglich zu spielen, funktioniert das auch ziemlich gut. Mit OSS sich einen guten Namen machen und dann mit CSS leichter Geld verdienen.
Kommentare
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blogerich aus DO/NRW schrieb am 13.12.2005
Ich glaube das du durch deine Arbeit an Jlog auch Werbung betreibst die dir letztlich zugute kommt.
Auch wenn deine Arbeit an diesem Projekt nicht in "Euronen" messbar ist, macht sich sowas immer gut als "Leumund" und zeigt ein gewisses Maß an "Qualität".
Mich würde so etwas auf jeden Fall beeinflussen würde ich die Arbeit eines Webdesigners brauchen.
Jeena Paradies aus Varberg schrieb am 13.12.2005
Ja, so sehe ich das auch, das habe ich im zweiten Absatz von "Open Source Software" versucht zu vermittlen :-).
woven schrieb am 13.12.2005
woven aus pixpoxland schrieb am 13.12.2005
und da ich wieder ein cowboy geworden bin....
stelle ich das bild hiermit auch richtig:-))
Jeena Paradies aus Varberg schrieb am 13.12.2005
Auf jeden Fall profitiert Jlog, vor allem von Usern wie dir und Erich, ihr seit bei weitem die zwei aktivsten und bringt die Software voran, was wiederum um zwei Ecken mir Einnahmen bringt. Nicht dass ihr mich falsch versteht, ich versuche es noch einmal deutlicher Auszudrücken. Jlog bringt mir zwar nur über Umwege Geld ein, aber ohne das und nur mit Closed Source Software könnte ich mich nicht über wasser halten. Deshalb ist es mindestens genau so wichtig, wenn nicht noch wichtiger, da es neben Geld auch viele Neukunden wirbt, im gegensatz zur geschlossenen Software, die nur Geld bringt.
Was noch unerwähnt geblieben ist, ist, dass ich durch das Projekt viele wirklich supernette Leute kennengelernt habe, die daran - in welcher Form auch immer - zusammen mit mir mitarbeiten die Software für alle anderen besser zu machen :-) Danke euch allen dafür.
Ach Erich, ich habe gehört du kennst den Mathias Bigge über deinen Schachklub? Dann grüß ihn mal von mir, wenn du ihn mal wieder siehst ;-) .oO(wie klein die Welt doch manchmal ist)
woven aus pixpoxland schrieb am 13.12.2005
Der einfach-persoenliche schrieb am 23.12.2005
Mal unkonventionell aber nicht minder herzlich liebe Grüße nach Schweden und die besten Wünsche für ein friedvolles frohes Fest!